
FKT 2024: Was wurde in Niedersachsen besser/schlechter bewertet als im Bund?
Im Rahmen des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 wurden in Niedersachsen deutliche Unterschiede in der Bewertung zentraler Aspekte des Radverkehrs sichtbar – sowohl im Vergleich zu den bundesweiten Ergebnissen als auch im landesinternen Städtevergleich.
Die Durchschnittsnote für niedersächsische Städte mit mehr als 50.000 Einwohner:innen lag mit 3,8 leicht unter dem Wert von 2022 (3,91) und weist damit auf einen moderaten positiven Trend hin. Die Beteiligung war mit 22.973 Teilnehmenden weiterhin hoch.
Positiv bewertet: Erreichbarkeit und Tempo
Besonders positiv fiel in Niedersachsen die Erreichbarkeit der Stadtzentren mit dem Fahrrad auf. Mit einer Note von 2,4 wurde dieser Aspekt um 0,4 Notenpunkte besser bewertet als im bundesweiten Durchschnitt. Auch das zügige Vorankommen im Radverkehr sowie die generationsübergreifende Nutzung wurden landesweit überdurchschnittlich bewertet (jeweils +0,4 bzw. +0,3). Diese Ergebnisse deuten auf Fortschritte in der Radverkehrsplanung und -infrastruktur insbesondere in größeren Städten hin.
Deutliche Defizite bei Radwegebreite und Kontrolle
Demgegenüber wurden strukturelle Mängel weiterhin deutlich kritisiert: Die Breite der Radwege erhielt mit 4,7 die schlechteste Einzelbewertung im Land. Auch die Oberflächenqualität (4,6), die Führung an Baustellen (4,6) und das Fehlen konsequenter Kontrollen bei Falschparkenden (4,6) blieben zentrale Schwachstellen. Diese Bewertungen entsprechen den bundesweiten Trends, fallen in Niedersachsen jedoch in ihrer Ausprägung besonders ins Gewicht.
Zusatzbefragung „Miteinander im Verkehr“ fällt negativ aus
Erstmals wurde eine Zusatzbefragung zum sozialen Miteinander im Verkehr durchgeführt. Auch in Niedersachsen wurde dieser Aspekt schlechter bewertet als die Hauptthemen des Fragebogens. 76 Prozent der Teilnehmenden gaben an, beim Überholen nicht mit ausreichendem Abstand berücksichtigt zu werden. Einziger Lichtblick: Das Miteinander unter Radfahrenden wurde mit 61 Prozent Zustimmung vergleichsweise positiv bewertet.
Aufholerkommunen: Celle, Neustadt, Aurich
Die größten Verbesserungen im landesweiten Vergleich erzielten Celle (−0,31), Neustadt am Rübenberge (−0,38) und Aurich (−0,33). Besonders Celle wurde für verstärkte Investitionen in die Fahrradinfrastruktur positiv hervorgehoben. Maßnahmen wie neue Fahrradstraßen, umgestellte Ampelanlagen mit Radvorrang, der Rückbau von Parkstreifen sowie neue Servicestationen wurden von den Befragten deutlich honoriert.
Verliererkommunen: Göttingen und kleinere Orte
Göttingen, bislang eine der fahrradfreundlichsten Städte des Landes, verzeichnete eine Verschlechterung um 0,1 Notenpunkte. In kleineren Kommunen wie Bersenbrück (+0,39) und Wiefelstede (+0,32) fielen die Bewertungen ebenfalls schlechter aus. Hier könnten Verzerrungen durch geringe Teilnahmezahlen oder stark differierende Bedingungen zwischen einzelnen Ortsteilen eine Rolle gespielt haben.
Unterschiede zwischen kleinen und großen Städten
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass größere Städte eher von kontinuierlicher Radverkehrsförderung profitieren und entsprechende Bewertungen erzielen. Kleinere Orte zeigen zwar punktuelle Fortschritte, weisen jedoch oft noch strukturelle Defizite und eine geringere Qualitätssicherung auf. Unterschiede in der lokalen Planung, Ressourcenverfügbarkeit und politischem Engagement scheinen hier maßgeblich zu sein.
Fazit
Niedersachsen zeigt im bundesweiten Vergleich sowohl positive Entwicklungen als auch anhaltende Problemfelder im Radverkehr. Verbesserungen bei der Erreichbarkeit und im subjektiven Sicherheitsgefühl stehen Defiziten bei Infrastrukturqualität und Verkehrskontrollen gegenüber. Die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2024 verdeutlichen den Handlungsbedarf – gleichzeitig bieten sie konkrete Ansatzpunkte für gezielte Investitionen und strategische Planungen in Land und Kommunen.